Im Gegensatz zum 1. Halbfinale, in dem die unterklassige Mannschaft, der FSV Wacker 90 Nordhausen, die höherklassige Vertretung, den FC Carl Zeiss Jena, mit 2:0 besiegte, blieb heute im 2. Halbfinale zwischen dem SV Blau-Weiß Büßleben 04 (11teamsports Landesklasse) und dem FSV 1996 Preußen Bad Langensalza (Thüringenliga) die Überraschung aus.
Aber sie lag 55 Minuten in der Luft. Denn bis dahin führte der Außenseiter vor der stolzen Kulisse von 1.017 Besuchern mit 1:0. Dafür hatte Erik Tschirschky gesorgt, der nach einem Fehler des Gästeschlussmanns ans Leder kam und aus 20 Metern mit einem Aufsetzer ins rechte Eck traf (11.).
Dabei besaß der Thüringenligist die erste Chance durch Tim Müller (3.), doch dann war von ihm lange nichts mehr zu sehen. „Wir haben die erste Halbzeit verschlafen", charakterisierte Preußen-Coach Gabor Uslar die Zeit bis zum Pausenpfiff von Schiedsrichter Alexander Roßmell, der mit der anständig geführten Begegnung keine Probleme hatte und mit drei Verwarnungen auskam.
Nach 32 Minuten verpasste Büßlebens Robert Simon eine Freistoßeingabe nur ganz knapp. Im Gegenzug fast der Ausgleich, als Hagen Apitius zunächst einen Kopfball von Dominik Finger nur abprallen lassen konnte, im zweiten Versuch aber glänzend parierte (33.). Die nächste Aktion gehört wieder den Blau-Weißen, aber der Schrägschuss von Philip Kreische verfehlte sein Ziel ganz knapp (37.). Mit einem Kopfball von Tobias Eckermann nach einem Eckball (45.) nur Zentimeter über das Gestänge endeten die ersten 45 Minuten mit dem verdienten Zwischenergebnis von 1:0 für den Landesklassisten.
Kurz nach Wiederbeginn hatten die einheimischen Anhänger den Torschrei auf den Lippen, als der Gastgeber dem zweiten Tor durch Tschirschky, der das Leder jedoch verballerte, sehr nahe war (46.). Trainer Mario Wisocki sinnierte hinterher noch darüber, dass die Partie vielleicht anders verlaufen wäre, wenn seine Mannschaft mit 2:0 in Front gezogen wäre. Nach 56 Minuten dann aber der Ausgleich, Müller lupfte die Kugel, nachdem er einen Gegenspieler versetzt hatte, mit viel Übersicht aus 17 Metern in den rechten Winkel. Wenig später der zweite Treffer für den Favoriten. Nach einem Eckball segelte die Kugel an Freund und Feind im Torraum vorbei und am langen Pfosten konnte Eckermann per Kopf problemlos einnetzen (61.).
Büßleben gab sich nach diesem Fast-Doppelschlag nicht auf und war dem Anschluss bei einem fulminanten Schuss, den Arnold wegfaustete, nahe (67.). Doch dann die Entscheidung mit dem 3:1 durch den eingewechselten Thilo Kleinert der richtig stand, als ihn Martin Fiß eine präzise Flanke servierte (76.), Das vierte Tor erzielte der Vorbereiter selbst. Er schloss ein Solo erfolgreich ab (82.). Dennoch war Mario Wisocki stolz auf seine Mannschaft.
Unter den Augen von Sven Wenzel, Vorsitzender des Spielausschusses des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) und Staffelleiter für den Landespokal, und Geschäftsführer Thomas Münzberg qualifizierte sich der FSV 1996 Preußen Bad Langensalza damit für das Endspiel im Köstritzer Thüringenpokal am 25.05.19. Wann der Anstoß des Finales im Erfurter Steigerwaldstadion genau erfolgt, legen der DFB und die ARD für den „Finaltag der Amateure" erst Anfang Mai fest.
Uns das sagten die Trainer dem Verfasser kurz nach dem Abpfiff:
Mario Wisocki (SV BW Büßleben 04):
„Zunächst bin ich megastolz auf die Truppe. Wir haben Bad Langensalza eine Halbzeit Paroli geboten und führen 1:0. Und wir kommen heraus und müssen bei der Riesenchance von Tschirschky, der den Ball über das Tor zimmert, das 2:0 machen. Ich weiß nicht, wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn wir 2:0 vorn gelegen hätten. Danach können wir das Spiel noch lange offen halten. Der Ausgleich kam unglücklich zustande, als sich eine Bogenlampe ins Eck senkte. Beim 2:1 geht die Ecke an allen vorbei und einer steht blank. Schon liegt man 1:2 zurück. Das war natürlich für die Mannschaft sehr, sehr ärgerlich. Ich denke, wir haben unter dem Strich sicher ein Tor zu hoch verloren. Wir haben es uns leider nicht verdient, aber es war hier ein geiler Tag und es war auch das Spiel des Lebens. Büßleben ist jetzt in ganz Thüringen und vielleicht sogar über Ländergrenzen hinaus bekannt geworden."
Gabor Uslar (FSV 1996 Preußen Bad Langensalza):
„Es war heute in Büßleben eine überragende Kulisse und schönes Wetter. Die 1. Halbzeit haben wir komplett verschlafen. Da war Büßleben viel besser, hat gut in das Spiel gefunden und war griffiger. So wollten wir eigentlich spielen. Von daher musste ich die Mannschaft wachrütteln. Das haben wir auch geschafft. Das 4:1 ist ein ordentliches Ergebnis und das Weiterkommen ist verdient."
Die Statistik:
SV Blau-Weiß Büßleben 04 - FSV 1996 Preußen Bad Langensalza 1:4 (1:0)
Schiedsrichter: Alexander Roßmell (Urbach), Zuschauer: 1.017
Torfolge: 1:0 Erik Tschirschky (11.), 1:1 Tim Müller (56.), 1:2 Tobias Eckermann (61.), 1:3 Thilo Kleinert (76.), 1:4 Martin Fiß (82.
Quelle : Hartmut Gerlach - tfv-erfurt.de
Nachbetrachtung zum Halbfinale am Ostersamstag: Der SV Blau-Weiß Büßleben 04 wurde belohnt
Der SV Blau-Weiß Büßleben 04 wurde im Halbfinale des
Köstritzer Pokals belohnt. Nein, leider, aus der Sicht der Gastgeber,
nicht für das Erreichen des Pokalendspiels am 25. Mai, dem „Tag der
Amateure". Das wäre für das große Vereinsteam um Andreas Kiermeier, den
Vereinschef der „Vorort-Erfurter", natürlich die Vorzugsvariante
gewesen. Den Traum vom Finale durfte der derzeitige Vierte der
11teamsports Landesklasse, Staffel 2, eine knappe Stunde träumen. Dann
kippte der Favorit, der FSV 1996 Preußen Bad Langensalza, momentan 14.
der Thüringenliga, die Partie und traf nach dem Ausgleich noch drei Mal.
Dass es manchmal Wichtigeres gibt als Fußball, zeigten die beiden
Teams vor dem Anstoß mit einer Gedenkminute für den kleinen Max, der im
Wohnort von SV-Kapitän Thomas Richter mit nur zwei Jahren an Leukämie
gestorben ist und für den einige Thüringer Vereine Geld gesammelt
hatten. Aber die Halbfinalisten und die Besucher gedachten auch den
Opfern des schlimmen Busunfalls auf Madeira.
Der Ärger über das nicht unerwartete Ausscheiden aus dem Köstritzer
Thüringen Pokal hielt sich beim Gastgeber in Grenzen. Vielmehr schien
die Freude darüber, ein richtiges Fußballfest organisiert zu haben, zu
überwiegen. Das wollten exakt 1.017 Zuschauer erleben. Wer zu spät kam,
dem blieb oft nur die zweite oder dritte Reihe auf dem Sportplatz in
Büßleben. Ob es schon jemals so viele Besucher bei einem Heimspiel der
Blau-Weißen gab, ist uns nicht bekannt. Vielleicht hat Andreas Kästner,
unser Chefstatistiker aus Sömmerda, eine Lösung …?
So sah man Andreas Kiermeier, den Vereinsvorsitzenden, schon vor dem
Anpfiff die Zufriedenheit an. Der gelernte Bauingenieur und
Niederlassungsleiter der GOLDBECK GmbH steht seit Januar 2018 an der
Spitze des SV Blau-Weiß 04. Zuvor wirkte er bereits vier Jahre im
Verwaltungsrat. Fast unnötig zu erwähnen, dass es sich dabei wie bei
allen anderen Vorstands- und Verwaltungsratsmitgliedern natürlich um
Ehrenämter handelt. Da trifft der DFB-Spruch von den „Amateuren, die
echte Profis sind" bei aller kritischen Distanz gegenüber solchen
oftmals plakativen Losungen zu.
Kiermeier ist stolz auf seinen Verein mit rund 240 Mitgliedern,
darunter mehr als 100 Kindern und Jugendlichen. Seit fast vier Jahren
kann vor allem der Nachwuchs auf einem Kunstrasen, für dessen Bau der
Verein einige Gelder locker gemacht hatte, trainieren und spielen.
Im Sportverein existieren auch noch die Abteilungen Kegeln und Turnen
sowie ein Freizeitteam. Als bekannt wurde, dass eines der beiden
Halbfinals in Büßleben stattfindet, gab es schon einen Arbeitseinsatz
von rund 30 Mitgliedern, um das Gelände herauszuputzen. Am Spieltag
selbst waren über 40 Frauen und Männer im Einsatz, um die Partie als
Ordner, im Versorgungsbereich und der Organisation abzusichern. Und der
SV Blau-Weiß bot sogar einen kostenlosen Busshuttle vom Hauptbahnhof
nach Büßleben und zurück an.
Dass es ein Spiel ohne Vorkommnisse war, freute sowohl die drei
anwesenden Mitglieder der Arbeitsgruppe (AG) „Sicherheit und Fair Play"
des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) als auch Verbandsspielobmann und
Pokalstaffelleiter Sven Wenzel sowie Geschäftsführer Thomas Münzberg.
Interessierter Zuschauer war mit Albert Krebs ein Mann, der für den FC
Rot-Weiß Erfurt 129 Oberligaspiele bestritten hat und der auch einmal in
der Nationalmannschaft zum Einsatz kam. Der 67-Jährige, der zuletzt
beim Landessportbund (LSB) Thüringen arbeitete, zog einem Besuch in
Büßleben dem Regionalligaspiel von RWE im Steigwaldstadion, das
zeitgleich stattfand, vor.
Zum Fußballfest in 99098 Erfurt - im Ortsteil wohnen ca. 1.200
Bürger - trugen aber auch die Anhänger vom FSV 1996 Preußen bei, die den
Fokus auf die Anfeuerung ihrer Mannschaft und nicht auf die
Verunglimpfung des Gegners oder anderer, nicht am Spiel beteiligter
Mannschaften, legten. Übrigens galt der erste Weg von Bad Langensalzas
Trainer Gabor Uslar noch vor dem Gang zu seinen ausgelassen feiernden
Schützlingen seinem Kollegen Mario Wisocki. Der brachte die
Pokalbegegnung, über die auch der MDR ausführlich berichtete, wohl auf
den Punkt: „Büßleben ist jetzt in ganz Thüringen und vielleicht sogar
über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden."
Quelle : Hartmut Gerlach - tfv-erfurt.de