Die Vernunft sagt nein Still hat sich Büßlebens früherer Käpt’n Peter Dimitrovici vom Fußballspielen verabschiedet |
Von Thüringer Allgemeine |
Das Kribbeln ist weniger geworden, das Verlangen aber lässt sich so leicht nicht verdrängen. Lange hat Peter Dimitrovici dem Spiel der Büßlebener Struktur gegeben. Seit diesem Sommer steht fest, dass der frühere Kapitän auf dem Platz nicht mehr eingreifen wird. Laufbahnende mit 31. Es fällt schwer, erst recht in so einer Spielzeit wie dieser, auch wenn sich der Auftakt vielversprechend ansieht. Zweites Spiel, zweiter Sieg. Nach dem 2:0-Überraschungscoup der Blau-Weißen beim Mitfavoriten Altengottern vor einer Woche gingen sie auch am Sonntag als Sieger hervor. Neben der Bank verfolgte Peter Dimitrovici, wie seine Elf einen wenig überzeugenden Heimauftakt erfolgreich abschloss. „Gegen Altengottern hätten wir mit dieser Leistung sicher nicht gewonnen", stimmte er in das Fazit von Trainer Mario Wisocki ein. Nach einem Start nach Maß durch Robin Quitts verwandelten Foulelfmeter (9.) konnten die Einheimischen den Schwung nicht mitnehmen, um nachzulegen. Im Gegenteil: Nachdem der Sturmlauf der ersten 30 Minuten verpufft war, leisteten sie sich Nachlässigkeiten und hielten Artern so im Spiel. Dass der Gast hin und wieder gefährlich aufzukommen schien, aus wenigen verheißungsvollen Aktionen aber keinen Nutzen schlagen konnte, spielte den Büßlebern in die Karten. Noch dazu bei der Hitze. Mit seinem Schuss ins lange Eck erlöste schließlich Erik Tschirschky (86.) die Blau-Weißen. Peter Dimitrovici würde gern noch auf dem Platz stehen, die Pässe schlagen. Er würde gern das Spiel wie so oft in der Vergangenheit an sich reißen, gerade, wenn es auch mal zäh läuft wie gestern. Vor seiner Heirat unterm Namen Lammert gehört der blonde „Vorarbeiter" 25 Jahre zum blau-weißen Fußball. Er trug knapp zehn Jahre die Binde, nach fast zweijähriger Leidenszeit musste er leise loslassen. „So hätte ich nie aufhören wollen. Es tut weh. Aber irgendwann findet man sich damit ab", räumt er mit Bedauern ein. Der Grund ist das ramponierte rechte Knie, ein Knorpelschaden, der trotz Hoffens keine andere Entscheidung mehr zugelassen hat. Sie ist reiflich überlegt. Die Schmerzen kriegt der Mittelfeldspieler nicht los, seit sich im November 2018 nach einer „blöden Bewegung" ein Knochensplitter abgelöst haben muss. Die OP ein halbes Jahr später verlief gut. Die Muskulatur aber bildete sich zurück. „Irgendwann habe ich vielleicht den Wiedereinstieg verpasst, bin zu vorsichtig gewesen", sinniert der 31-Jährige. Dieses Stechen, wenn das Knie in einem bestimmten Winkel steht, blieb bis heute. Ab und an im Alltag, auch mal beim Treppensteigen. Vor allem im Kopf ist es präsent. Es lässt kein Spielen zu, sodass er nun leise ade gesagt hat. Dauerbrenner wie Dimitrovici sind selten. Als Test-Ingenieur hat er hier sein festes Auskommen und ist längst sesshaft. Job, Familie, zwei Kinder, nun noch der Hausbau im Erfurter Umfeld – einer, der auf dem Platz ackert und sich im Umfeld einbringt. Ein Glücksfall für so einen kleinen Klub wie Büßleben. Sein Verlust trifft ihn hart. Besonders auch auf dem Feld. Seit Jahren büßen die Blau-Weißen Personal ein. Regelmäßig rücken zwar Spieler durch die eigene Nachwuchsarbeit auf, oft zieht es sie aber durch Ausbildung und Studium später fort. Erstaunlich, dass es der Verein dennoch schafft, sich in der Landesklasse immer wieder vorn zu etablieren. Wie lange? Ein Stamm mit 16 bis 18 Leuten steht für diese Serie. Wie für Trainer Mario Wisocki ist er auch für den Ex-Käpt’n auf Kante genäht. Eigentlich war geplant, dass sich ein Konkurrenzkampf entwickelt. „Aber meist stellt sich die Mannschaft von allein auf", wendet Dimitrovici ein, „jede Verletzung ist da besonders schwer zu kompensieren. Aber es schweißt auch zusammen." Das Spiel in Altengottern vor einer Woche bestätigte ihn, als er die Urlaubsvertretung für Trainer Wisocki gab. „Perfekt", schwärmte er angesichts der starken Teamleistung. Was den Wunsch aber nur stärkt, Teil der Mannschaft bleiben zu wollen. „Ich will keinen Schlussstrich ziehen, noch helfen", sagt er und greift hinter den Kulissen mit zu, wo es anzupacken gilt. Als Trainer-Vertretung, als Betreuer. Und als Spieler, wenn Not zu groß sein sollte? Er geht laufen, fährt Rad. „Das A und O ist schmerzfrei zu sein, der Muskelaufbau", macht Peter Dimitrovici klar. Nach dem Motto also, sag niemals nie? Die Vernunft sagt im Moment nein. Quelle: Thüringer Allgemeine, 14.09.2020, Steffen Eß |