"Dem Zeitplan voraus" |
Von Jakob Maschke (TA vom 9. Dezember 2016) |
Büßleben. Einst war er selbst ein großes Fußballtalent. Mario Wisocki
war ein talentierter Stürmer, der zu Beginn der Neunziger auf dem
Sprung in die zweite Liga stand, sich aber für Heimat und Ausbildung
entschied. Doch den Blick für Talente und den Willen, sie zu fördern,
hat der langjährige Rot-Weiße seitdem. Bei Empor Erfurt stellte er das einige Jahre erfolgreich unter Beweis, und nun scheint auch die "Ehe" zwischen Trainer Wisocki und seiner neuen Mannschaft, dem SV Blau-Weiß Büßleben, eine glückliche und fruchtbare zu werden. Mit den Büßlebenern, die nach Sömmerda in der zweiten Staffel der Landesklasse das jüngste Team stellen, ist der 44-Jährige dem sportlichen Zeitplan voraus. Eigentlich ging es darum, die vielen Talente aus dem eigenen Nachwuchs behutsam aufzubauen und vielleicht wieder Richtung Platz sechs des Vorjahres zu schauen – wobei das angesichts der vielen starken Absteiger aus der Verbandsliga schon als eher ambitioniertes Unterfangen galt. Doch von behutsam wollen die blau-weißen Jungspunde nichts wissen. Als Vierter steht Büßleben besser da als von allen erwartet, und mit einem Sieg im Nachholspiel gegen den Drittletzten Westerengel (Samstag, 13.30 Uhr, Kunstrasen Wustrower Weg) würde das Wisocki-Team mit nur vier Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Bad Langensalza und einem auf Stadtrivale Erfurt Nord in die Winterpause gehen. "Ich dachte, es würde ein bisschen länger dauern, bis gerade die jungen Spieler meine Ideen umsetzen können", sagt Wisocki. "Aber sie ziehen im Training super mit und haben in den letzten Monaten noch mal einen riesigen Sprung gemacht." Und sie sind schnell zu Leistungsträgern geworden – ob Rechtsverteidiger Lennart Raschke (19), der zum Mittelfeldmotor umfunktionierte Verteidiger Jacob Gunkel (22), Rechtsaußen Lukas Buggisch (20), Linksaußen Paul Westhaus (19) oder Mittelfeldstratege Timon Kiermeier (18), den Wisocki für das größte Talent hält, das er je trainiert hat. Gemeinsam mit ihren kaum älteren Teamkameraden sind sie schnell zu einer Einheit geworden, die – abgesehen vom 0:4 am zweiten Spieltag gegen Erfurt Nord – in jedem Spiel mindestens auf Augenhöhe war. Von 14 Spielen wurden neun gewonnen und nur drei – gegen das Spitzentrio – verloren. 17 Gegentore sind der zweitbeste Wert der Liga und zeugen von einer trotz jungen Alters schon erstaunlichen Reife. Torwart Patrick Steinmetz, auch erst 22, ist bislang ein starker Rückhalt und bildet mit Lukas Gaede (19) ein zuverlässiges Duo. Wo soll die Reise hingehen? "Platz sechs ist nach wie vor ein realistisches Ziel", sagt Wisocki. Wissend, dass sein Team aktuell am Limit spielt und von schwereren Verletzungen bislang verschont blieb. Dennoch genießt er die Euphorie und das Miteinander im ganzen Verein. Und der nächstjüngere Jahrgang sitzt bereits in den Startlöchern: Büßlebens A-Junioren kämpfen in der Verbandsliga um die Spitze, sieben von ihnen entwachsen nach der Saison dem Juniorenalter. Der Mann mit dem Auge für Talente wartet schon... |